Führungskräfte sind oftmals sehr kompetente Menschen und kennen ihre Stärken und
Schwächen recht gut. Vor allem aber sind es Menschen, die bereit sind Lösungen zu
entwickeln und vorwärtszuschauen, und auch in Krisen konstruktiv zu denken.
Die meisten ihrer Lösungen sind Erfolgsrezepte! Und dort, wo es noch mangelt, wird eben
noch mehr Gas gegeben!
Aber genau das ist das Problem! Das Motto „mehr vom Selben“ kann uns schleichend in eine
Eskalationsspirale bringen, die uns immer mehr vereinnahmt und dabei Zeit und Energie
stiehlt. Häufig sind es Muster aus unserer Kindheit, auf die wir unbewusst zurückgreifen und
die im Erwachsenenalter latent wirken.
Ein Perspektivwechsel in einem Coaching kann Licht ins Dunkle werfen und einen Ausstieg in ein neues Freiheitsgefühl schenken.
Christina ist Führungskraft eines großen Unternehmens. Sie hat mehrere Teams unter sich
und führt ihre Mitarbeiter*innen souverän und erfahren.
Eigentlich läuft alles super. Sie wird respektiert, ihre Teams sind klasse und sie konnten
schon häufig gemeinsame Erfolge verbuchen.
Greifen kann Sie das Problem nicht wirklich, aber Christina fühlt, das etwas nicht stimmt. Sie
ist bereits am Sonntagnachmittag nervös und hat das Gefühl am nächsten Tag zu versagen.
Dieser Gedanke ist paradox, denn sie ist sehr angesehen in ihrem beruflichen Kontext und
erzielte bereits maßgeblich wirtschaftliche Erfolge für das Unternehmen.
Im Coaching stellt sich heraus, dass sie das Gefühl hat, dass ihr Erfolg nur etwas
Oberflächliches ist und sie sich nicht wirklich daran beteiligt fühlt. Sie fühlt einen
zunehmenden Druck auf sich lasten, dem sie nicht standhalten kann. Sie erwartet im Grunde
täglich, dass sie „entlarvt“ wird, da sie diesen Führungsjob eigentlich nicht verdient hat.
Während der Arbeit fühlt sie sich kompetent, hält Vorträge vor vielen Menschen, entwickelt
innovative Ideen, fühlt sich kreativ und extrovertiert. Am Abend schleicht sich jedoch eine
Leere ein, die sie zunehmend schlechter aushalten kann. Es ist ein Wechselbad der Gefühle
und deshalb möchte sie im Coaching eine Lösung erarbeiten.
„Christina, woran erinnert Dich diese Angst zu versagen, das Gefühl, nicht gut genug zu
sein?“
Christina erzählt von Erlebnissen aus ihrer Schulzeit. Sie war in der Grundschule immer
Klassenbeste, ohne etwas dafür tun zu müssen. Es war ihr rätselhaft, wie andere Kinder nicht
einfach das wiedergeben konnten, was sie im Unterricht durchgenommen haben.
In der 5. Klasse veränderte sich ihre Situation, sie lernte weiterhin nicht und hatte dabei das
Gefühl, immer mehr den Anschluss zu verlieren. Ihre Eltern erinnerten und ermahnten sie
daran, dass sie immer die Klassenbeste gewesen sei und sie sich weiterhin darauf verlassen
würden. Seither lernt Christina viel und sehr angestrengt, immer mit dem Gefühl und der
Angst, den Anschluss zu verpassen. Selbst später im Studium nach einem 1er Abi hat sie
beim Lernen weiter das Gefühl, es nicht zu schaffen. Auch die Bestätigung der Noten
konnten das nicht verändern.
Für Christina war es wichtig, ihre Geschichte zu erkennen und sich bewusst zu machen, dass
Leistung und Lernen für sie mit keinem positiven Gefühl verknüpft sind. Zunehmend
verbissener erbrachte sie ihre Leistungen. Unbewusst saß sie dem Glauben auf, sich nur
noch mehr anstrengen zu müssen, um ihre Angst zu verlieren.
Christina kannte es kaum, zu Lernen, weil sie selbst neugierig auf etwas war. Beim Lernen erfüllte sie zunächst die Erwartungshaltung anderer. Genau so führt Christina heute ihr
Team. Sie möchte den Erwartungshaltungen aller gerecht werden. - Sein, wie eine gute
Führungskraft zu sein hat. Sie hat sich und ihr Auftreten perfektioniert, jedoch dabei
vergessen, was ihr selbst wichtig ist. Auch wenn Christina Spaß in ihrem Beruf empfindet,
klammert sie meistens ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse aus.
Christina entscheidet sich, um dieses Muster aufzulösen, unter drei verschiedenen
Methoden: Familienaufstellung, Akasha Chronik Lesung, Neurolinguistisches
Programmieren,- für eine Familienaufstellung. Wir stellen hierfür ihre Herkunftsfamilie auf.
Christina erinnert sich an eine konkrete Situation in der 5. Klasse, in dieser sie das Gefühl der
Angst überkam, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Sie war ca. 10-11 Jahre
alt.
Sie stellt sich, ihre Eltern, ihre beiden jüngeren Geschwister und ihre Schule mit Hilfe von
Platzhaltern im Raum auf. Ich stelle mich stellvertretend zur Verfügung. Sie greift an meine
Schultern, schließt die Augen, konzentriert sich auf die jeweilige Person oder Institution und
führt mich intuitiv an „meinen Platz“.
Von außen stellt sie fest, dass sie nicht bei ihren Geschwistern steht, sondern zwischen
Schule und Eltern. Ihr Radius zum Bewegen ist dadurch sehr beengt und sie hat keinen
direkten Zugang zu ihren Schwestern. Dafür müsste sie sich erst zwischen ihren Eltern
hindurch drängen, wozu sie beim Hereinspüren in ihre Position keinen Impuls verspürt.
Vielmehr fühlt sie sich wie gelähmt und ferngesteuert. Sie hat nur die Eltern und Schule im
Blick, etwas Anderes scheint es in ihrem Blickfeld nicht zu geben. Sie fühlt sich unwohl.
Wir spüren nacheinander in die einzelnen Positionen hinein.
Ihre Eltern sind sehr stolz auf Christina und wollen sie unbedingt fördern, weil sie Christina
bereits als Führungskraft sehen. In der Reflexion wird Christina klar, dass sie im Grunde
genommen immer den Wünschen der Eltern gerecht werden wollte und sie sich nie wirklich
gefragt hat, was sie selbst möchte. Diese Frage kam ihr bis heute nicht in den Sinn. - Für sie
war immer schon klar, dass sie eine Karriere anstreben wird.
Im weiteren Verlauf spürt sie auch in die Positionen ihrer beiden jüngeren Geschwister
hinein und sie spürt Lebensfreude und Verbundenheit zwischen den beiden Schwestern.
In der Reflexion möchte Christina auf jeden Fall einen Platz bei ihren Schwestern einnehmen,
um diese spielerische Lebensfreude für sich auch in Anspruch nehmen zu können.
Christina wählt ihren neuen Platz und atmet gefühlt zum ersten Mal in ihrem Leben auf.
Die Last und der Druck sind verschwunden. Sie hat das Gefühl zum ersten Mal ihren eigenen
Interessen nachgehen zu können und aus sich selbst heraus agieren zu können.
Wir erarbeiten, woran sie merken wird, dass sie diese neue Position eingenommen hat.
Christina ist sich sicher, dass sie mehr Leichtigkeit spürt und mehr Kreativität in sich
wahrnehmen kann. Sie fühlt sich freier und gelassener und glaubt, am Abend spielerischer
auf ihre Arbeit am kommenden Tag blicken zu können. Sie hat nicht mehr Angst, zu
versagen. Vielmehr hat sie jetzt für sich das Gefühl souverän aus Fehlern lernen und dabei
trotzdem bei sich bleiben zu können. Außerdem so glaubt Christina, wird sich die Beziehung
zu ihren Schwestern verbessern, die sie bereits jahrelang nicht gesehen hat. Sie möchte
Kontakt zu ihnen aufnehmen.
Ein kleiner Kristall in ihrer linken Hand setzt einen Anker für ihr neues Lebensgefühl.
Damit ist das Setting nach zwei Stunden beendet und Christina nimmt für sich die
Hausaufgabe mit, zu beobachten was sich in ihrem Alltag verändert. Wann immer sie mehr
Gelassenheit und Freiheit verspürt, sowie Authentizität während ihrer Arbeit wird sie sich
Notizen dazu machen. Auch die Kriterien, die sie dabei unterstützen, wird Christina sich
bewusst machen, um diese positiven Gefühle zunehmend mehr in ihr Leben einzuladen.
Ich freue mich auf das nächste Coaching mit Christina, in dem wir anhand ihrer Time-Line
ihre individuellen Ressourcen herausarbeiten werden. Ziel ist es, dass sie auch in
Stresssituationen auf ihre individuellen Stärken zurückgreifen kann.
Gabi Zimmermann, Executive Coach/ Geschäftsführerin von AMRITA – Institut für Inspiration